Bedeutungen
- [1] intransitiv; umgangssprachlich:
- [a] abwertend: unter der Hand und auf undurchsichtige Art, in Abwägung der Interessen Vorteile vereinbaren; begünstigende Vereinbarungen treffen; (zumeist durch gegenseitige Absprache der Beteiligten) dunkle, unlautere Geschäfte treiben
- [b] beim Spiel, zumeist einem Kartenspiel, betrügen
- [2] intransitiv:
- [a] Jiddisch reden, sprechen
- [b] sich undeutlich oder unverständlich ausdrücken
- [3] intransitiv:
- [a] das Kartenspiel »Mauscheln« spielen
- [b] beim »Mauscheln« das Spiel annehmen und sich verpflichten, mindestens zwei Stiche zu machen
Herkunft
- Das Wort ist seit dem 17. Jahrhundert bezeugt.❬ref name="Kluge"❭, Seite 607❬/ref❭
- [1a] ursprünglich „wie ein jüdischer Händler Geschäfte machen“, zu »Mauschel«❬ref name="Universal"❭, Seite 1124❬/ref❭
- [1b] zu »Mauscheln«; wohl eigentlich „ein Glücksspiel spielen (und dabei betrügen)“❬ref name="Universal"/❭
- [2a,] Entlehnung aus gleichbedeutend rotwelsch mauscheln, wohl nach dem für Nichtjuden unverständlichen Jiddisch; jenes ist abgeleitet von Mausche, der jiddischen Form des biblischen Namens Mose, die als Übername der Handelsjuden gebraucht wurde; vergleiche »Mauschel«❬ref❭, Seite 858❬/ref❭❬ref name="Kluge"/❭
- [2a] eigentlich „wie ein Mauschel reden“❬ref name="Universal"/❭
- [2b] nach dem für Fremde unverständlichen Jiddisch❬ref name="Universal"/❭
Sinnverwandte Wörter
- [1a] schachern
- [1a] nord- und mitteldeutsch, abwertend: kungeln; österreichisch: packeln
- [1a,] veraltet: jüdeln
- [1b] mogeln, schummeln
- [2a,] oberdeutsch: welschen
- [2b] grummeln, murmeln, veraltet: muscheln, nuscheln, stammeln
Oberbegriffe
- [1a] aushandeln, paktieren
- [1b] übervorteilen
Beispiele
- [*] „Interessant zu lesen ist unter anderem auch die Herkunft des Verbs mauscheln: So war «Mauschel» vom 17. Jahrhundert an der antijüdische Spottname für einen Juden (abgeleitet vom Namen Moische). Mauscheln bedeutete zuerst abfällig die undeutliche Art, wie ein «Mauschel» spricht, womit die jiddische Sprache gemeint war. Daraus entwickelte sich als zweite Bedeutung für mauscheln «wie ein Schacherjude handeln», also betrügen. Dieses unsaubere Geschäft «nach Judenart» nannte man dann Mauschelei. Somit ist das Wort mauscheln nicht – wie oftmals angenommen – jiddischer Herkunft, sondern eine Wortprägung der Antisemiten.“❬ref❭»tachles«, Von «Mauscheln» und «Mischlingen», 10. Jahrgang, Ausgabe 08, 26.02.2010❬/ref❭
- [1a] In der Politik wurde schon immer gemauschelt.
- [1a] „Bis zum 25. September wird in und zwischen den Parteien noch heftigst gemauschelt.“❬ref❭❬/ref❭
- [1a] „Grundsätzlich gibt es enorm viel zu mauscheln, zu lästern und zu dementieren beim Starkbieranstich 2004, der im neuen Paulaner-Festsaal endlich eine dauerhafte Heimat gefunden hat.“❬ref❭❬/ref❭
- [1a] „‚In einem wachsenden Markt kann es vorkommen, dass manche mauscheln‘, sagte Kirsten Brodde, Buchautorin und Expertin für Grüne Mode der Nachrichtenagentur DAPD.“❬ref❭.❬/ref❭
- [1a] „[…] Statt konkrete Pläne auf den Tisch zu legen, mauschelt die Stadtverwaltung hinter verschlossenen Türen vor sich hin.“❬ref❭❬/ref❭
- [1a] „Am Ende der fernsehöffentlichen Marathondebatte hatte Obama gezeigt, dass er nicht in Hinterzimmern mauschelt und dass er zu Zugeständnissen an die Opposition bereit ist.“❬ref❭.❬/ref❭
- [1b] „Dieter Iden, Vereinschef des SV Mühlenbeck, sagt im Film, dass in 80 Prozent aller Spiele ein bisschen gemauschelt werde.“❬ref❭❬/ref❭
- [2a] „»Sehr deutlich« spürt Stapel jüdischen Tonfall in den Schriften von Karl Marx. Es ist mir noch nie aufgefallen, daß das Kommunistische Manifest gemauschelt wäre.“❬ref❭❬/ref❭
- [2a] „So die Priester und Leviten Sadok und Amon mit klingenden Schellchen. So die Pharisäer Rabinth und Archelaus Rabbi. / Sie schreien und mauscheln, sie stoßen Trompetenstöße aus wie die Kraniche, wie die rosinfarbigen Flamingos, die die Großen und Kleinen Syrien bewohnen.“❬ref❭❬/ref❭
- [2b] Was mauscheln die beiden, man kann ja gar nichts verstehen.
- [2b] „Nämlich Bismarck – so behaupten diese Sprachheiligen der jüngsten Tage –, Bismarck – – – mauschelte.[…]Man glaube mir, daß ich hier weder erfinde, noch übertreibe: auf erschrockene Anfragen ist der Bescheid in diesem Sinne tatsächlich ergangen und zwar auf Grund der identischen Gleichung: »fremdwörteln« gleich »mauscheln«.[…]Das wird denn auch im Bescheide als eine Erfreulichkeit festgestellt: wer im Stande ist, ein Deutsches Reich zu gründen, wie Bismarck, oder einen Faust zu schreiben, wie Goethe, der darf auch das Recht beanspruchen, ein wenig zu fremdwörteln, zu mauscheln.“❬ref❭❬/ref❭
- [3a] „Hier waren die Tischchen mit grünem Tuch ausgeschlagen. Größere und kleinere Gruppen von Herren, saßen daran und spielten. Da wurde »geblefft,« dort »getippt«, an einem dritten Ort »gemauschelt«; das Pokern fand, da es die Behörde als Glücksspiel ansah nur mit Vorsicht statt. Eigentliches Hazard wurde, öffentlich wenigstens, des Wirts wegen vermieden.“❬ref❭❬/ref❭
- [3a] „An einem der nächsten Tage hockten wir im Heustadl auf einem Futterhaufen und spielten wieder Karten. Ich hatte solche Fortschritte gemacht, daß mir nicht bloß die Figuren, sondern auch schon sehr viele Spiele bekannt waren. So taten wir »zwicken«, »brandeln«, »mauscheln«, »bettlerstrafen«, »königrufen«, »grün' Buben suchen«, »pechmandeln«, »mariaschen« und anderes.[…]Die rötlich gebrannte Mauer, die schwarzen Kachelhöhlen um und über uns bargen und hüteten uns, und nun waren wir doch einmal sicher und konnten »farbeln« und »mauscheln« oder was wir wollten, bis in die späte Nacht hinein.“❬ref❭❬/ref❭
- [3b] „Wer ‚mauschelt‘ übernimmt das Spiel und verpflichtet sich, zwei Stiche zu machen“❬ref❭.❬/ref❭
Wortbildungen
- [1] Gemauschel, Mauschelbete, Mauschelbruder, Mauscheldeutsch, Mauschelei, Mauscheln
Übersetzungen
- Englisch: [1a,] im weitesten Sinne: to fiddle , [2a] talk Yiddish , [2b] mumble
- Französisch: [1a] magouiller , [1b] tricher , [2a] parler yiddish , [2b] je nach Kontext: bafouiller , baragouiner , bégayer , bredouiller
|
|
- Italienisch: [1a] im weitesten Sinne: intrallazzare , [1b] barare , [2a] parlare yiddish
- Schwedisch: [1] ugs.: mygla , fiffla ; [2a] tala jiddisch ; [2b] mumla
|
❬!-- für weitere Sprachkürzel siehe den Link unterhalb des Editierfensters --❭
Referenzen
- [1a,] , Seite 1124
- [1a–2b] , Seite 858
- [3b] Wikipedia-Artikel Mauscheln
- [1a,] Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 mauscheln
- [1a] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache mauscheln
- [*] canoo.net mauscheln
- [1a,] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon mauscheln
- [1a] The Free Dictionary mauscheln
Quellen
Ähnliche Wörter
- mäuseln, meucheln